Wie nachhaltig ist Glas? Auf Entdeckungstour im Verpackungsdschungel

Wer versucht, #lesswaste und #plastikfrei zu leben, der stösst schnell auf Glas. Schliesslich sieht das nicht nur schöner aus, sondern lässt sich auch ganz einfach auswaschen und für andere Zwecke wieder verwenden. Und alle Gläser, die wir nicht behalten möchten, werden wieder recycelt und bleiben damit im Kreislauf. Doch: Wie viel Energie benötigt die Herstellung von Glas? Und ist es wirklich immer nachhaltiger als Plastik? Wo stösst vielleicht auch Glas an seine Grenzen? Diesen Fragen möchte ich mich in diesem Blogpost widmen.
*Dieser Blogpost ist in bezahlter Zusammenarbeit mit Friends of Glass entstanden.
Die Vorteile von Glas
1) Recycling
Glasrecycling funktioniert in einem geschlossenen Verwertungskreislauf (auch „Cradle-to-Cradle oder Closed Loop“ genannt). Durch unseren Gang zum Altglascontainer können wir als Verbraucher also einen bedeutenden Beitrag zum Umweltschutz leisten, denn Altglas ist der wichtigste Rohstoff für neue Glasverpackungen. So besteht jede Flasche im Schnitt zu rund 60 Prozent aus Scherben, bei der Farbe Grün sind es sogar bis zu 90 Prozent. Zudem lässt sich Glas beliebig oft einschmelzen und zu neuen, hochwertigen Glasverpackungen verarbeiten – ohne den geringsten Qualitätsverlust. Jede Tonne recyceltes Glas spart 670 kg CO2 ein.
Die Wiederverwendung von Altglas hat die Umweltbilanz der Glasproduktion innerhalb weniger Jahrzehnte enorm verbessert: In den letzten 25 Jahren senkte die europäische Verpackungsglas-Industrie mit Recycling und Innovationen die CO2-Emissionen und Abfallbelastung um 74 Prozent.
2) Mehrweg
Entscheidend sind die Qualität des Sammelguts und seine Aufbereitung. Bis zu 50 Mal und im Schnitt sechs Jahre lang kann eine Glasflasche im Handel wieder verwendet werden (zuhause quasi unendlich oft). Das ist das Prinzip des Glas-Mehrwegsystems und praktizierter Umweltschutz. Getränke werden in die Flasche abgefüllt, transportiert und konsumiert. Dann wird die Flasche zum Händler zurückgebracht, gereinigt und wieder abgefüllt. Durch den mehrfachen Einsatz wird Energie eingespart, die für die Herstellung neuer Flaschen benötigt würde.
Dass das so gut funktioniert, liegt an der Beschaffenheit von Glas. Glas ist inert. Das heisst, Glasverpackungen nehmen weder fremde Stoffe auf, noch geben sie Stoffe ab. Dadurch können sie mehrfach befüllt werden – sogar mit unterschiedlichen Inhalten.
3) Konservierung
Glas ist ausserdem die ideale Verpackung, um Lebensmittel sicher aufzubewahren oder Dinge zu fermentieren (Kimchi, eingelegte Gurken, Sauerkraut, usw). Damit leistet Glas gewissermassen auch seinen Anteil daran, Food-Waste zu bekämpfen. Denn in Glas verpackte Lebensmittel sind oft sehr viel länger haltbar. Sie können über einen grösseren Zeitraum gelagert werden und bleiben dabei frisch. Bei mir zuhause lagere ich alle Lebensmittel in Glas.
4) Gesundheit
Auch der gesundheitliche Aspekt ist vielen Konsumenten bei der Wahl der Verpackung immer wichtiger. Glas benötigt keine zusätzlichen Beschichtungen oder Zusatzstoffe, um die Qualität von Essen und Getränken zu schützen. Und Glas garantiert einen unverfälschten Geschmack; ein grosser Pluspunkt.
Ist Glas wirklich immer besser als Plastik?
Ihr könnt sehen, Glas als Verpackung hat unglaublich viele Vorteile. Wie schon erwähnt, Glasflaschen können bis zu 50 Mal neubefüllt werden. Mehrweg-Plastikflaschen hingegen werden maximal 25 Mal wiederverwertet. Doch so einfach ist es dann doch auch wieder nicht: Auch der Transportweg, den eine Flasche zurücklegt, bis sie im Handel verkauft wird, und das Gewicht spielen in der Ökobilanz eine Rolle. Weil Glasflaschen schwerer als Mehrweg-Plastikflaschen sind, fallen auch mehr Transportemissionen an. Mein Tipp hier also: Achtet auf Regionalität. Glas macht immer dann Sinn, wenn das Produkt aus der Nähe kommt. Und wenn wir über Wasser aus Flaschen reden: Hier bin ich sowieso ein grosser Verfechter von Leitungswasser.
Wie viel Energie und CO2 verbraucht die Herstellung von Glas?
Vetropack reduziert die Umweltbelastung durch minimalen Rohstoff- und Wasserverbrauch. Neben der Einhaltung aller gesetzlichen Bestimmungen ist Vetropack auf vier Ebenen tätig: Sie engagieren sich in internationalen Gremien, fördern Innovationen über interne Fachgruppen, tätigen Investitionen in neue Technologien und erarbeiten gruppenweite Umweltkennzahlen.
Vier Faktoren bestimmen den Carbon Footprint einer Glasverpackung: Die für die Produktion benötigte Energie, die Menge des eingesetzten Altglases, die Transportdistanz zum Abfüller und die Wahl des Transportmittels. Wird eine Flasche also regional vertrieben und mit der Bahn transportiert, verbessert sich ihre Energiebilanz.
Die Gewichtsreduktion von Glas bleibt weiterhin ein Thema, sie kann aber in Konflikt mit der Stabilität der Produkte stehen. Unter dem Namen „Vetropack Improved Performance Glass“ hat Vetropack 2019 die ersten Mehrwegflaschen aus Leichtglas auf den Markt gebracht. Für die ökologische Glasproduktion ist zudem ein hoher Scherbenanteil zentral. Die Sammelquote ist leider in vielen Ländern deutlich tiefer als in der Schweiz, weshalb Vetropack teils Scherbenmaterial in andere Werke exportieren muss. Neben ineffizienten Sammelsystemen ist die Qualität der Scherben ein weiteres Problem, zum Beispiel aufgrund von Verunreinigungen durch Fremdstoffe wie Keramik.
Für die Glasproduktion sind hohe Temperaturen von rund 1’600 Grad Celsius erforderlich. Die Herausforderung besteht darin, die Energieeffizienz des Schmelzvorgangs zu erhöhen. Maschinen der neuesten Generation wärmen das Rohstoffgemenge vor und verbrauchen so weniger Energie für die Schmelze selbst. Zusätzlich kann die Abwärme der Schmelzwannen besser genutzt werden, beispielsweise als Fernwärmequelle für umliegende Gebäude.
Die Zukunft von Glas
Für Vetropack ist ökologisch verträgliches Wirtschaften fester Bestandteil der Geschäftsphilosophie. 2018 sind die Kosten für CO2-Kompensation gestiegen. Deshalb hat sich Vetropack überlegt, intern weitere Einsparungen umzusetzen. Zusätzlich steigt der regulatorische Druck auf Glashersteller aufgrund ihres hohen Energieverbrauchs. Vetropack diskutiert die CO2-freie Glasproduktion, die beispielsweise über den Einsatz elektrischer Energie für das Schmelzen des Altglases und der Rohstoffe erreicht werden könnte. Beim Schmelzen der Rohstoffe entsteht bislang zusätzliches CO2, hier hat Vetropack die Reduktion von Primärrohstoffen, also die Erhöhung des Altglaseinsatzes, als Ziel vor Augen. Die europäische Glasverpackungsindustrie möchte deshalb mit „Close the Glass Loop“ bis 2030 insgesamt 90 Prozent des Altglases in der EU sammeln und recyclen und so den Glaskreislauf schliessen.
Wie verwende ich Glas im Alltag?
Wer mich auf Instagram verfolgt, kennt mein geliebtes Vorratsregal von diversen Postings. Ich liebe es, all meine Vorräte in Gläsern aufzubewahren. Viele davon sind nicht neu gekauft, sondern waren einmal Einmachgläser für Gurken, Marmeladen & Co. Statt sie alle nach einmaligem Verbrauch ins Altglas zu geben, verwende ich sie in der Küche weiter und benutze die Gläser auch gerne als Geschenkverpackungen für Mitbringsel.
Ich verwende Glas als Aufbewahrungsbehälter, weil es anders als Plastik keine Giftstoffe abgibt und hygienisch ist. So haben wir zuhause auch nur Tupperboxen aus Glas, die wir vor allem für Resten gebrauchen und diese dann so im Kühlschrank lagern. So spart ihr euch auch Alu- und Frischhaltefolien und seht im Kühlschrank immer gleich, was noch da ist. Das wiederum bedeutet nochmals weniger Müll und weniger Food-Waste, weil weniger Lebensmittel verderben.
Mehr Infos über Glas als Verpackung und die Umweltbilanz des Materials findet ihr bei Vetropack und Friends of Glass (Quelle Grafik: vetropack.ch):
1 thought on “Wie nachhaltig ist Glas? Auf Entdeckungstour im Verpackungsdschungel”
Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen
Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden .
Toller informativer Beitrag!
Ich benutze Gläser unheimlich viel und sammle eigentlich fast alle, die sich so beim Einkaufen ergeben und verwende sie weiter. Mein kompletter Vorratsschrank ist in Gläsern abgefüllt und auch als „Brotbüchse“ für Unterwegs oder im Kühlschrank sind die unheimlich praktisch 🙂
Liebe Grüße
Pauline
https://mind-wanderer.com/2018/08/30/we-drown-in-plastic/