UN-Umweltgipfel in Spanien: Was bringt die Klimakonferenz eigentlich? Ein Kommentar

UN-Umweltgipfel in Spanien: Was bringt die Klimakonferenz eigentlich? Ein Kommentar

197 Länder treffen sich von Anfang bis Mitte Dezember zur Uno -Klimakonferenz in Madrid. Die Staaten müssen internationale Regeln für den Umgang mit Treibhausgasemissionen und Schäden durch Extremwetter erarbeiten. Kein einfaches Unterfangen, zumal sich längst nicht alle einig sind. In diesem Blogpost beleuchte ich, was der Klimagipfel meiner Meinung nach bringt, wo die Politik derzeit steht und ob das Ziel der Temperaturbegrenzung überhaupt erreicht werden kann. 

Kurz vor dem Start des Gipfels waren meine Newsportale, die ich regelmässig lese, gefüllt mit neuen Erkenntnissen der Wissenschaftler für das Klima. Was aus ihnen allen klar hervorgeht: Was die knapp 200 Staaten, die Mitglied des Paris Klimaabkommens sind, tun, reicht längst nicht aus, um den Temperaturanstieg auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Momentan sieht es sogar eher so aus, als wäre der Anstieg auf über drei Grad nicht mehr zu stoppen.

 

Klimawandel fordert schon heute jährlich sieben Millionen Tote 

Jedes Jahr sterben jetzt schon sieben Millionen Menschen an der mit dem Klimawandel verbunden Luftverschmutzung. Denn die CO2-Konzentration in der Atmosphäre steigt weiter an, auch in der Schweiz liegen wir schon – im Vergleich zum Messbeginn – bei rund zwei Grad. Weltweit gesehen, produzieren wir ausserdem weiterhin 120 Prozent zu viele fossile Brennstoffe, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad über dem vor­in­dus­tri­el­len Ni­veau zu begrenzen. Die Begrenzung dieser 1,5 Grad sieht nämlich das Pariser Klimaabkommen vor.

Das offizielle Motto des Gipfels in Madrid ist also ganz treffend. „Zeit zum Handeln“ lautet es. Doch: Vor allem die grossen Industrienationen und damit grössten Umweltsünder sind bis dato nicht bereit, ihren Anteil daran zu tun, um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad begrenzen, bis 2050 die Klimaneutralität zu erreichen oder die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 45 Prozent zu senken. Der Bundesrat der Schweiz hatte immerhin bereits Ende August 2019 beschlossen, dass die Schweiz bis 2050 klimaneutral sein soll. Auch die EU hat sich das vorgenommen. Die Frage ist nur, ob das reicht. Klimaschützer und Wissenschaftler warnen,  dass die Erderwärmung und ihre dramatischen Folgen noch um einiges schneller voranschritten und es nicht reicht, erst 2050 die Emissionen gesenkt zu haben.

 

Jeder Staat bestimmt selbst, was er einsparen will

Tatsächlich kann man sich fragen, was Vereinbarungen wie das Pariser Abkommen bewirken. Der Weltklimavertrag kam ja tatsächlich nur zustande, weil das Prinzip der Freiwilligkeit gilt. Das heisst, dass die Staaten selbst bestimmen können, wie viel Emissionen sie einsparen wollen. Wenn sich ein Staat also nicht an die Abmachungen hält, dann kann nicht mehr gemacht werden, als diplomatischen Druck auf diesen Staat auszuüben. Auch Aussteigen ist jederzeit möglich, wie das Beispiel der USA zeigte. Auch kann die Uno Staaten wie Brasilien nicht daran hindern, ihren Regenwald weiter abzuholzen.

 

Die grossen CO2-­Produzenten meinen es nicht ernst genug

Erfolgreich wäre der Gipfel in Madrid also vor allem dann, wenn die grossen CO2-­Produzenten wie China, Indien und die EU ihre Klimaziele verschärfen. Da die Vereinigten Staaten als Vorbild ja jetzt sowieso ausfallen, setzen Klimaschützer nun vor allem auf die Europäische Union. Die neue Kommissionspräsidentin von der Leyen, die in der zweiten Woche persönlich anreisen wird, hat den Klimaschutz zur Priorität ihrer Amtszeit erklärt. Symbolisch hat das EU-Parlement letzte Woche den Klimanotstand ausgerufen. Was das wirklich bewegt, wird sich wohl erst nach dem Gipfel zeigen, also am 13. Dezember. Bis dahin muss die EU erklären, wie sie bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden will und danach netto auch keine Treibhausgasemissionen mehr ausstösst. Wirklich etwas verändern kann das alleine aber nicht. Solange die grossen Klimasünder nicht mitspielen, ist vieles nur ein Tropfen auf dem heissen Stein.

 

Die geografische Verlegung des Gipfels ist auch eine politische

Ursprünglich war übrigens Chile und gar nicht Madrid Gastgeber der Klimakonferenz. Durch die aktuellen Unruhen musste der Gipfel aber nach Madrid verlegt werden. Das könnte auch dazu führen, dass der Inhalt der Konferenz leidet. Durch die Verlagerung in den Norden ist die Konferenz weit weniger global und divers. Besonders paradox: Der sogenannte Warschau-Mechanismus, der dieses Jahr verlängert werden müsste, betrifft genau jene Länder, die durch die Verschiebung am meisten von den Folgen der Erderwärmung betroffen sind. Doch viele von ihnen reisen nun nicht nach Spanien, obwohl sie in Chile vor Ort hätten sein können.

Nach Stürmen und anderen Katastrophen kommen ärmere Ländern schwerer wieder auf die Beine. Darum geht es bei den Diskussionen über den Klimawandel eben nicht nur um die Ersparnisse von CO2, aber auch um den Umgang mit den grossen Schäden und Verlusten in vielen Ländern. 2013 wurde darum der sogenannte Warschau-Mechanismus eingerichtet. Er sorgt dafür, dass Hilfsgelder in die betroffenen Länder fliessen.

 

Mehr Taten, am besten schon heute

Aber auch hier gibt es ein Problem: Die wohlhabenden Länder möchten natürlich verhindern, dass sie nach Naturkatastrophen automatisch viel finanzielle Unterstützung leisten müssten. Das wiederum können sie nur bemängeln, wenn sie zeigen können, dass sie anderswo mehr für den Klimaschutz tun können.

Klar ist jetzt schon: Es gibt viel Druck und nur noch wenig Zeit. Ersteren werden hoffentlich auch die Tausenden demonstrierenden Jugendlichen vor dem Parlament aufbauen. Auch Greta wird noch heute dazu stossen. Ich fordere, was die Jungen auch tun: Mehr Taten statt Worte. Und zwar besser heute als morgen.



1 thought on “UN-Umweltgipfel in Spanien: Was bringt die Klimakonferenz eigentlich? Ein Kommentar”

  • Danke für diesen Blogbeitrag!
    Ich bin auch in der Hoffnung dass ganz bald mehr Taten als Worte folgen. Und dass die Worte von Klimawandel-Leugnern verstummen bzw. Sie den ernst der Lage sehen und verstehen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden .